Bist du Mama oder Papa und kennst das? Es gibt Situationen, in denen dein Nachwuchs dich zur Weißglut bringt. So lieb wir unsere Kinder haben, kommt das gelegentlich vor. Dann die Beherrschung zu behalten, ist schwer.
Ich als Mama wurde so manches Mal laut. Und ich wurde unfair und sagte dann leider manchmal etwas, was ich im Nachhinein, wenn der Ärger wieder abgeklungen ist, bereute. Aber was kann ich tun? Für mich funktionierte es nicht mit Tipps wie „Atme 3x tief durch.“ oder „Zähle bis 10.“ Leider, leider funktionieren bei mir diese simplen Methoden nicht. Aber darauf zu warten, dass ich in der nächsten Szene mit gereiztem Nervenkostüm wieder in die Luft gehe, ist auch keine Option für mich; ich möchte da etwas ändern an meinem Verhalten!
Wer diesen Entschluss fasst, ist genau richtig, sich mit der Polyvagaltheorie zu beschäftigen! Das bringt nämlich grundlegende Verbesserungen! Hier erstmal eine spontane selbst gemachte Variante, um etwas zu ändern - was für eine Weile auch funktionierte:
Der Entschluss war gefasst. Die Frage „wie“ führte im ersten Anlauf nochmal auf diese Empfehlungen, die ich oben als „klappt-bei-mir-nicht“ beschrieb. Ich fragte andere Eltern: Damit du als Mutter oder Vater nicht manchmal in die Luft gehst, was machst du da?
Es dauerte gar nicht lange, da kam aus meinem direkten Umfeld von einem Menschen, der mich ziemlich gut kennt, ein Vorschlag, wie ich meine eigenen Emotionen im Zaun halten könne: „Wenn du merkst, dass du gleich fuchsteufelswild wirst und deine Emotionen überkochen, denkst du dir ein kleines Gedicht aus! Reimen kannst du doch und das macht dir doch sonst so viel Spaß!“ Das stimmt schon. Aber das soll im aufbrausenden Zorn klappen, dass ich etwas dichte??? Ok, das möchte ich probieren!
Verrückter Weise gab es mit diesem Werkzeug im Kopf, dass ich mir im Fall der Fälle ein kleines Gedicht ausdenke, tagelang keine Situation, die mich annähernd wütend machte. Es ging so friedlich zu, dass es einfach wunderbar war, aber meine Neugier auf die Premiere und auf den Test, ob mir ein Anti-Wut-Gedicht hilft, war riesig. Insofern kam „endlich“ eine Alltagssituation, in der mein Nachwuchs ziemlich treffsicher einen Punkt in mir erwischte, der mich eigentlich sofort wütend macht und ich anfange laut zu meckern und zu toben. Aber diesmal: Ich zog das Zauber-Werkzeug „Jetzt dichte ich etwas“ aus der Tasche – allein das ließ meine Stimmung schon am Boden bleiben, denn die Aufmerksamkeit ging weg vom Konflikt zu meiner Aufgabe, dass ich mir einen Reim einfallen lassen will, anstatt den Streit anzuheizen. Spektakulär ist das Ergebnis wohl kaum, aber es half mir so gewaltig, dass ich ganz begeistert bin!
Es war so überraschend für mich, wie wunderbar das funktioniert! So ein kurzer Satz, so simpel, so effektiv: Auf zauberhafte Weise genügt es, wenn ich still im Kopf die Backe-Backe-Kuchen-Melodie singe mit dem Text oben, der mich daran erinnert, dass ich doch ein friedliches, liebevolles Miteinander möchte! Ganz ohne den Reim auszusprechen, hat das innerliche Summen der kleinen Umwandlung des Kinderliedes immensen Einfluss auf meine Stimmung, die Wut verfliegt so schnell, dass ich meinen Nachwuchs viel, viel besser unterstützen kann, aus der Verzweiflung rauszukommen. Das gefällt mir! Das tut uns gut – das tut der ganzen Familie gut, indem diese Methode den Haussegen massiv nach oben bringt.
Einige Tage später, als meine Zündschnur irgendwie kurz war und das Verhalten meines Nachwuchses etwas in mir triggerte, entstand eine Umdichtung von „Alle meine Entchen“, die die Lage rettete:
Ruckzuck besserte sich die Stimmung, anstatt dass mein Gezeter zu einer Eskalation führt und völlig kontraproduktiv ist - was ich ja auch schon lange weiß, nur die Umsetzung schaffte ich nicht immer. Geduld ist definitiv nicht meine Stärke, auch in anderen Lebenslagen nicht, aber mit so einem kleinen Reim schaffe ich es endlich, Geduld und Verständnis aufzubringen – das ist zauberhaft!
Und es macht mich ein bisschen stolz, dass ich hier etwas ganz Wichtiges lerne und damit meinem Nachwuchs auch zeige, dass ich als Mensch nicht perfekt bin, aber an mir selbst arbeite und richtig Freude am Lernen habe!
Ich bilde mir ein, dass ich von unserem Nachwuchs sogar etwas Verwunderung erntete, dass ich so ruhig bleibe. Schließlich kennen unsere Kinder uns so gut wie kaum jemand sonst ... Umso glücklicher macht es mich, dass ich als Mama nun nicht mehr das Bild der immer mal wieder ausrastenden Mutter abgebe, sondern derartiges Verhalten von mir nun der Vergangenheit angehört! Yeah!
Was meinst du, wie oft brauche ich diese Anti-Wut-Gedichte inzwischen? Total selten! Ich empfinde es so, dass vor der Entdeckung dieses Zaubermittels für mich viel, viel häufiger eine angespannte Situation auftrat. Da haben wir es wohl wieder: Wenn du einen Regenschirm dabei hast, regnet es gar nicht erst ...
Nun gab es nach einer ganzen Weile mal wieder Anlass zum Dichten. Dabei kam dieser Paarreim als Anti-Wut-Gedicht raus, das von der Länge her die bisherige übertrifft:
Zu einem Streit gehören zwei,
Beim Streit bin in jetzt nicht dabei.
Beim Kosmos ich mir Ruhe bestelle
und warte, ohne dass ich belle.
Bellen macht doch nur ein Hund,
für mich ist Bellen ungesund.
Ich bleibe lieber in meinem Licht,
das zaubert Lächeln ins Gesicht!
Jetzt bin ich gespannt, wann ich das nächste Mal auf eines dieser Reime zurückgreife oder ein neuer Vers entsteht.
Hat es bei dir jemals geklappt, dass du die Situation durch lautes Schimpfen und Meckern lösen konntest?
Hast du andere Methoden, um deinen eigenen Ärger in den Griff zu bekommen?
Fallen dir andere Anti-Wut-Gedichte oder Anti-Wut-Tricks ein? Schreibe doch einen Kommentar hier:
Diese Website benutzt Cookies. 🍪 Wenn Sie die Website weiter nutzen, stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Mehr Infos