Wie entsteht Selbstwirksamkeitserwartung beim Menschen?

Update: Freitag, 13. Dezember

Home / INTERESSANTES / Tipps

Selbstwirksamkeitserwartung ist ein psychologisches Konzept, das beschreibt, inwieweit eine Person daran glaubt, dass sie in der Lage ist, bestimmte Aufgaben oder Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Diese Erwartung basiert auf der Überzeugung, dass das eigene Handeln die gewünschten Ergebnisse erzielt. Sie beeinflusst, wie Menschen mit schwierigen oder stressigen Situationen umgehen und welche Einstellung sie zu ihren Fähigkeiten entwickeln. In diesem Text wird erklärt, wie Selbstwirksamkeitserwartung entsteht, welche Faktoren sie beeinflussen und welche Auswirkungen sie auf das tägliche Leben hat.

Der Begriff „Selbstwirksamkeitserwartung“

Der Begriff der Selbstwirksamkeitserwartung wurde erstmals von dem Psychologen Albert Bandura in den 1970er Jahren eingeführt. Bandura definierte Selbstwirksamkeit als das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Aufgaben erfolgreich zu meistern. Dieses Vertrauen beeinflusst nicht nur, wie Menschen Aufgaben angehen, sondern auch, wie sie mit Rückschlägen und Herausforderungen umgehen. Menschen mit hoher Selbstwirksamkeitserwartung neigen dazu, sich schwierigen Aufgaben zu stellen und aus Fehlern zu lernen, während Menschen mit niedriger Selbstwirksamkeitserwartung schneller aufgeben oder Herausforderungen meiden.

Die Entstehung von Selbstwirksamkeitserwartung

Selbstwirksamkeitserwartung entsteht in einem dynamischen Prozess, der durch verschiedene persönliche Erfahrungen und äußere Einflüsse geprägt wird. Sie basiert auf den Erfahrungen, die eine Person im Laufe ihres Lebens macht, sowie auf der Art und Weise, wie sie ihre eigenen Fähigkeiten und Handlungen bewertet.

a) Frühe Erfahrungen und Erfolge

Die ersten Erfahrungen, die ein Mensch in seiner Kindheit macht, haben großen Einfluss auf die Entwicklung der Selbstwirksamkeitserwartung. Wenn ein Kind bei Aufgaben Erfolg hat und merkt, dass es durch eigenes Handeln Ziele erreichen kann, stärkt dies das Vertrauen in die eigene Wirksamkeit. Diese positiven Erfahrungen tragen dazu bei, dass das Kind immer mehr Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten gewinnt. Andererseits können wiederholte Misserfolge oder das Gefühl, keine Kontrolle über die eigenen Ergebnisse zu haben, zu einer geringeren Selbstwirksamkeitserwartung führen.

b) Modelllernen und Vorbilder

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Modelllernen. Menschen beobachten, wie andere mit Herausforderungen umgehen und welche Ergebnisse sie erzielen. Wenn jemand ein Vorbild hat, das zeigt, wie man erfolgreich mit Schwierigkeiten umgeht, kann dies die eigene Selbstwirksamkeitserwartung steigern. Bandura betonte, dass das Beobachten von anderen, die ähnliche Aufgaben erfolgreich meistern, den Glauben an die eigene Fähigkeit stärkt, es ebenfalls zu schaffen.

c) Soziale Unterstützung und Feedback

Die Rückmeldungen von anderen Menschen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Selbstwirksamkeitserwartung. Ermutigungen und positives Feedback von Eltern, Lehrern oder Kollegen können das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten erhöhen. Wenn Menschen jedoch immer wieder negative Rückmeldungen erhalten oder das Gefühl haben, nicht unterstützt zu werden, kann dies die Selbstwirksamkeitserwartung verringern. Soziale Unterstützung fördert also die Überzeugung, dass man die Kontrolle über seine Handlungen hat und Herausforderungen erfolgreich bewältigen kann.

d) Physiologische und emotionale Reaktionen

Die körperlichen und emotionalen Reaktionen auf Stress und Herausforderungen können ebenfalls die Selbstwirksamkeitserwartung beeinflussen. Wenn eine Person in stressigen Situationen ruhig und gelassen bleibt, stärkt dies das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Auf der anderen Seite können extreme Angst oder körperliche Anspannung das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten mindern. Daher ist die Fähigkeit, mit negativen Emotionen und körperlichen Reaktionen umzugehen, ein wichtiger Bestandteil der Selbstwirksamkeit.

Die Auswirkungen der Selbstwirksamkeitserwartung

Selbstwirksamkeitserwartung hat einen erheblichen Einfluss auf das Verhalten und die Einstellung einer Person. Menschen mit hoher Selbstwirksamkeitserwartung sind in der Regel motivierter, ausdauernder und optimistischer, wenn es darum geht, Ziele zu erreichen. Sie neigen dazu, Herausforderungen als Chancen zu sehen, sich weiterzuentwickeln, und sind weniger geneigt, bei Schwierigkeiten aufzugeben. Ihre hohe Überzeugung in die eigene Handlungsfähigkeit führt dazu, dass sie aktiv nach Lösungen suchen und sich nicht so leicht entmutigen lassen.

Im Gegensatz dazu haben Menschen mit niedriger Selbstwirksamkeitserwartung oft das Gefühl, dass ihre Bemühungen keine Auswirkungen haben und dass sie keine Kontrolle über ihre Umwelt ausüben können. Diese Wahrnehmung kann zu passivem Verhalten, geringerer Motivation und einer erhöhten Wahrscheinlichkeit führen, bei Schwierigkeiten aufzugeben.

Selbstwirksamkeit und Lebensqualität

Die Bedeutung der Selbstwirksamkeitserwartung wird besonders in stressigen und herausfordernden Lebensphasen deutlich. Menschen, die an ihre Fähigkeiten glauben, sind besser in der Lage, mit Belastungen umzugehen, Stress zu bewältigen und sich von Rückschlägen zu erholen. Studien haben gezeigt, dass eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung mit besserer psychischer Gesundheit, weniger Angst und Depressionen sowie höherem Wohlbefinden verbunden ist.

Ein starkes Gefühl der Selbstwirksamkeit trägt nicht nur zur Bewältigung von Herausforderungen bei, sondern verbessert auch die Lebensqualität insgesamt. Es fördert ein aktives und engagiertes Leben, in dem Menschen das Gefühl haben, dass sie ihre Ziele erreichen können und ihr Leben in die eigene Hand nehmen.

Wie kann man die Selbstwirksamkeitserwartung stärken?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Selbstwirksamkeitserwartung zu stärken. Eine der effektivsten Methoden ist, kleine, erreichbare Ziele zu setzen und schrittweise auf größere Herausforderungen hinzuarbeiten. Jede bewältigte Aufgabe, sei es noch so klein, stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und steigert die Selbstwirksamkeit. Es ist auch hilfreich, sich Unterstützung von anderen zu holen und von positiven Rückmeldungen zu profitieren.

Zusätzlich kann es helfen, die eigenen Erfolge regelmäßig zu reflektieren und sich bewusst zu machen, wie man Herausforderungen gemeistert hat. Durch positives Denken und die Fokussierung auf Erfolge können Selbstzweifel reduziert und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt werden.

Fazit

Selbstwirksamkeitserwartung ist ein zentraler Faktor für das individuelle Verhalten und Wohlbefinden. Sie entsteht durch eine Kombination aus persönlichen Erfahrungen, sozialer Unterstützung und der Art und Weise, wie eine Person ihre Fähigkeiten und die Welt um sich herum wahrnimmt. Eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung fördert das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und hilft dabei, Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Sie hat positive Auswirkungen auf die Motivation, die psychische Gesundheit und die Lebensqualität insgesamt. Indem man an seiner Selbstwirksamkeitserwartung arbeitet und gezielt kleine Erfolge anstrebt, kann jeder Einzelne seine Fähigkeit zur Bewältigung von Aufgaben und Herausforderungen steigern.

Kommentare 0

 

Neuen Kommentar schreiben: