Länder, die sich kaum für Elektromobilität einsetzen: Ein Überblick

Update: Donnerstag, 23. Januar

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Während die Elektromobilität in vielen Ländern als Schlüsseltechnologie für eine nachhaltige Zukunft betrachtet wird, gibt es auch Staaten, die sich entweder weniger oder gar nicht auf diese Technologie fokussieren. Die Gründe hierfür sind vielfältig und hängen von unterschiedlichen wirtschaftlichen, politischen, sozialen oder infrastrukturellen Faktoren ab. In diesem Beitrag werfen wir einen neutralen Blick auf einige Länder, die eine geringere oder langsame Förderung der Elektromobilität zeigen, und untersuchen, welche Herausforderungen oder auch berechtigten Bedenken in diesen Ländern der E-Mobilität entgegenstehen.

Breite Streuung der E-Auto-Quoten global

Schauen wir uns den Anteil von E-Autos an Neuzulassungen 2023 an, finden wir riesige Unterschiede. Hier einige Länder weltweit, sortiert aufsteigend nach Anteil Elektromobilität:

  • Brasilien: 0,5 %
  • Saudi-Arabien: unter 1 %
  • Indien: 1,3 % (2022)
  • Australien: 1,6 %
  • Japan: 2,6 %
  • USA: 7,2 % 
    • Texas: 2-3 %
    • Florida: 2-3 %
    • ...
    • Washington: 10-12 %
    • Kalifornien: 18-20 %
  • Frankreich: 13,5 % 
  • Deutschland: 15,4 % 
  • Vereinigtes Königreich: 17,1 %
  • Niederlande: 20,5 % 
  • Schweden: 35,8 % 
  • Island: 39,4 % 
  • Norwegen: 54,3 %

1. Vereinigte Staaten: Uneinheitliche Förderung und Infrastrukturfragen

Hintergrund:
In den USA gibt es sowohl auf Bundes- als auch auf Bundesstaatenebene unterschiedliche Ansätze zur Förderung der Elektromobilität. Während einige Staaten, wie Kalifornien, weiterhin sehr ambitionierte Ziele für die Elektromobilität verfolgen, zeigt sich auf nationaler Ebene ein uneinheitliches Bild. Unter der Präsidentschaft von Donald Trump gab es eine rückläufige Unterstützung für Elektromobilität, als Umweltvorgaben für Fahrzeuge gelockert und Steuererleichterungen für Elektroautos reduziert wurden. Auch unter der Präsidentschaft von Joe Biden, der eine stärkere Unterstützung für Elektrofahrzeuge fordert, gibt es noch Herausforderungen, die eine breitere Akzeptanz bremsen.

Herausforderungen und Gegenargumente:

  • Unzureichende Ladeinfrastruktur: Besonders in ländlichen Gebieten der USA ist die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge noch immer nicht ausreichend ausgebaut. In vielen Teilen des Landes gibt es nur begrenzte Lademöglichkeiten, was den Umstieg auf Elektromobilität für potenzielle Käufer erschwert.
  • Politische Uneinheitlichkeit: Der Föderalismus in den USA sorgt dafür, dass jedes Bundesland eigene Vorschriften und Initiativen zur Elektromobilität umsetzt. Das führt zu einem Flickenteppich, der für viele Verbraucher und Unternehmen schwer überschaubar ist.
  • Marktdominanz der traditionellen Automobilindustrie: Die USA haben eine starke traditionell ausgerichtete Automobilindustrie, die in den letzten Jahrzehnten stark auf Verbrennungsmotoren gesetzt hat. Auch wenn große Unternehmen wie General Motors und Ford mittlerweile in die Produktion von Elektrofahrzeugen investieren, gibt es noch viele Interessen, die den Übergang verzögern.

Quellen:

Statistik:
2023 lag der Anteil von Elektrofahrzeugen an den Neuzulassungen in den USA bei etwa 7,2 %, was im internationalen Vergleich eher niedrig ist.

2. Australien: Langsame Adaption und wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Hintergrund:
In Australien gibt es zwar einige Initiativen zur Förderung der Elektromobilität, jedoch bleibt der Fokus insgesamt eher gering. Trotz eines wachsenden Interesses an Elektrofahrzeugen ist der Marktanteil von Elektroautos in Australien im internationalen Vergleich sehr niedrig.

Herausforderungen und Gegenargumente:

  • Mangelnde politische Initiative: Die australische Regierung hat im Vergleich zu anderen Ländern relativ wenig für die Förderung von Elektrofahrzeugen getan. Zwar gibt es Programme in einzelnen Bundesstaaten wie Victoria, jedoch gibt es auf nationaler Ebene keine umfassende Unterstützung. Der Fokus liegt weiterhin stark auf der Förderung von fossilen Brennstoffen und erneuerbaren Energien, ohne dass die Elektromobilität einen vergleichbaren Stellenwert erhält.
  • Wirtschaftliche Interessen und Arbeitsplätze: Australien ist ein bedeutender Exporteur von Kohle und Gas. Die traditionelle Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und die damit verbundenen Arbeitsplätze spielen eine wichtige Rolle in der politischen Landschaft des Landes, was eine schnelle Transition zur Elektromobilität erschwert.
  • Infrastruktur und Kosten: In vielen Teilen Australiens, insbesondere in ländlichen Regionen, fehlen die erforderlichen Ladeinfrastrukturen für Elektrofahrzeuge. Auch die hohen Anschaffungskosten für Elektroautos stellen für viele Australier eine Hürde dar.

Quellen:

Statistik:
2023 lag der Marktanteil von Elektrofahrzeugen in Australien bei nur etwa 1,6 %, was zu den niedrigsten Werten weltweit zählt.

3. Indien: Infrastrukturelle Hürden und hohe Kosten

Hintergrund:
Indien hat in den letzten Jahren erste Schritte unternommen, um die Elektromobilität zu fördern. Insbesondere in Großstädten wie Delhi und Mumbai ist das Interesse an Elektrofahrzeugen gestiegen. Doch der Markt ist noch immer von einer Reihe von Herausforderungen geprägt.

Herausforderungen und Gegenargumente:

  • Hohe Kosten und finanzielle Barrieren: Der Preis von Elektrofahrzeugen ist in Indien im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen nach wie vor hoch. Auch wenn es einige Subventionen gibt, bleibt die Anschaffung für die breite Bevölkerung finanziell schwierig.
  • Fehlende Ladeinfrastruktur: Besonders in ländlichen Gebieten ist das Netz an Ladepunkten äußerst begrenzt. In städtischen Gebieten gibt es zwar vereinzelte Ladesäulen, jedoch reicht die Infrastruktur nicht aus, um eine breite Akzeptanz von Elektrofahrzeugen zu erreichen.
  • Stromversorgung und Nachhaltigkeit: Indien kämpft noch immer mit einer unzureichenden Stromversorgung, die für den flächendeckenden Betrieb von Elektrofahrzeugen erforderlich ist. Ein weiterer Punkt ist die bislang wenig nachhaltige Gestaltung der Wertschöpfungskette für Batterien, die mit Umweltproblemen und einem hohen CO2-Fußabdruck verbunden sein kann.

Quellen:

Statistik:
2022 lag der Marktanteil von Elektrofahrzeugen in Indien bei nur etwa 1,3 %, was die langsame Entwicklung des Marktes verdeutlicht.

4. Brasilien: Fokus auf Biokraftstoffe und begrenzte Förderung

Hintergrund:
Brasilien setzt traditionell stark auf Biokraftstoffe wie Ethanol, das aus Zuckerrohr gewonnen wird, und hat in der Vergangenheit Maßnahmen ergriffen, um die Nutzung von Biokraftstoffen zu fördern. Diese Ausrichtung hat dazu geführt, dass die Elektromobilität noch nicht denselben Stellenwert erreicht hat wie in anderen Ländern.

Herausforderungen und Gegenargumente:

  • Starke Biokraftstoffpolitik: Brasilien ist ein führender Produzent von Biokraftstoffen, insbesondere Ethanol. Diese Technologie hat das Land wirtschaftlich und politisch stark geprägt, sodass die Förderung von Elektromobilität nicht den gleichen Stellenwert hat. Biokraftstoffe bieten eine vermeintlich umweltfreundliche Alternative, die weiterhin als bevorzugte Lösung gilt.
  • Kosten und Infrastruktur: Elektroautos sind in Brasilien noch relativ teuer, und die Ladeinfrastruktur ist nur in großen Städten ausgebaut. In ländlichen Regionen fehlen flächendeckende Lademöglichkeiten, was den breiten Einsatz von Elektrofahrzeugen erschwert.
  • Unzureichende politische Unterstützung: Auf nationaler Ebene gibt es keine umfassenden Anreize oder Steuervergünstigungen für Elektrofahrzeuge. Diese fehlen größtenteils, während weiterhin die Förderung von Biokraftstoffen im Vordergrund steht.

Quellen:

Statistik:
Im Jahr 2023 lag der Anteil von Elektrofahrzeugen in Brasilien bei etwa 0,5 %, was die langsame Akzeptanz der Technologie widerspiegelt.

5. Saudi-Arabien: Wirtschaftliche Abhängigkeit von Öl und geringe Förderung der E-Mobilität

Hintergrund:
Saudi-Arabien ist einer der größten Ölproduzenten der Welt und hat eine stark auf fossilen Brennstoffen basierende Wirtschaft. Während es weltweit Bestrebungen gibt, die Elektromobilität voranzutreiben, bleibt Saudi-Arabien aufgrund seiner wirtschaftlichen Abhängigkeit von Öl zurückhaltend.

Herausforderungen und Gegenargumente:

  • Ölabhängigkeit: Saudi-Arabien steht in starkem Kontrast zu vielen anderen Ländern, da die Wirtschaft des Landes von Ölexporten abhängt. Der Umstieg auf Elektrofahrzeuge würde die Einnahmen aus dem Ölgeschäft gefährden, was die Regierung vor große wirtschaftliche Herausforderungen stellt.
  • Geringe Nachfrage und fehlende Anreize: Die niedrigen Benzinpreise in Saudi-Arabien machen Elektroautos für die breite Bevölkerung wenig attraktiv. Auch gibt es kaum Anreize, Elektrofahrzeuge zu fördern, da Benzin als günstiger und verlässlicher Brennstoff gilt.
  • Fehlende Infrastruktur: Auch die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ist in Saudi-Arabien bisher sehr begrenzt, was den Umstieg auf E-Mobilität erschwert.

Ladestation_E-Auto

Quellen:

Statistik:
Die Elektromobilität hat in Saudi-Arabien bisher keinen signifikanten Marktanteil, und die Zahl von Elektrofahrzeugen liegt bei unter 1 % im Jahr 2023.

6. Japan: Zögerliche Umstellung und Herausforderung durch Infrastruktur

Hintergrund:
Japan ist weltweit bekannt für seine innovativen Technologien und hat in den letzten Jahren auch zunehmend Elektromobilität in den Fokus genommen. Dennoch bleibt der Umstieg auf Elektrofahrzeuge in Japan langsamer als in anderen Ländern wie Europa.

Herausforderungen und Gegenargumente:

  • Fokus auf Wasserstofftechnologie: Japan hat eine starke Strategie zur Förderung von Wasserstofftechnologie entwickelt, die oft als Alternative zu Elektrofahrzeugen betrachtet wird. Diese Technologie hat das Land dazu geführt, weniger Ressourcen auf die Förderung von Elektrofahrzeugen zu verwenden.
  • Fehlende Ladeinfrastruktur: Auch in Japan gibt es Bedenken hinsichtlich der Ladeinfrastruktur, insbesondere auf dem Land. Obwohl große Städte wie Tokio gut versorgt sind, bleibt die ländliche Infrastruktur in vielen Bereichen schwach.
  • Marktdominanz von Hybridfahrzeugen: In Japan sind Hybridfahrzeuge, die sowohl einen Verbrennungs- als auch einen Elektromotor nutzen, sehr beliebt. Diese Fahrzeuge gelten als praktikable Übergangslösung, wodurch die Elektromobilität langsamer vorangetrieben wird.

Quellen:

Statistik:
2023 lag der Anteil von Elektrofahrzeugen an den Neuzulassungen in Japan bei rund 2,6 %, was im Vergleich zu anderen Ländern noch ausbaufähig ist.


Fazit

Die langsame oder begrenzte Förderung von Elektromobilität in einigen Ländern lässt sich auf eine Vielzahl von Faktoren zurückführen, darunter wirtschaftliche Interessen, politische Rahmenbedingungen und infrastrukturelle Herausforderungen. Einige dieser Länder bevorzugen andere nachhaltige Technologien wie Wasserstoff oder Biokraftstoffe, während andere noch mit dem Ausbau der erforderlichen Ladeinfrastruktur kämpfen. In jedem Fall ist der Übergang zu einer nachhaltigeren Mobilität ein komplexer Prozess, der von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird. Dennoch ist es ermutigend zu sehen, dass in vielen dieser Länder zumindest erste Schritte in Richtung Elektromobilität unternommen werden, auch wenn der Weg noch lang sein mag.

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